Das Armutszeugnis der Allianz für Finanzbildung und Zukunft
Rüstung statt Bildung? Warum der blaue Riese ein moralisches Armutszeugnis ablegt | Was hingegen Finanzbildung für Chancengleichheit bewirken kann | JETZT lesen!
Das waren noch Zeiten … Weißt du noch? Der Sommer roch nach frisch gemähtem Gras, wir fuhren ohne Helm Fahrrad, hörten Kassetten und saßen bis spät in die Nacht vor der Glotze – mit diesen herrlich harmlosen Allianz-Werbespots, die mit Jingles und Alltagshumor direkt ins Herz trafen. Damals lief dieser Allianz-Spot, in dem ein Junge dem grimmigen Nachbarn schelmisch Kirschkerne in seinen Nacken schnippste. Die Allianz verkaufte Versicherungen noch mit einem Augenzwinkern: frech, harmlos und charmant. Unsere Welt war klein, aber sicher. Und wir? Voller Vorfreude auf ein Morgen, das noch unbeschrieben war – jenseits des Gartenzauns, irgendwo zwischen Abenteuerlust und Zukunftsglauben.
Und plötzlich reißen wir die Augen auf und wachen aus unserem Tagtraum auf. Die 90er sind vorbei. Wir schreiben das Jahr 2025. Von der einstigen Unschuld ist wenig geblieben, die Welt ist rauer, komplexer, härter geworden. Auch beim führenden Versicherungsgiganten #Allianz hat der Zahn der Zeit tiefe Kerben hinterlassen. Statt fröhlicher Familienfreuden im fliederduftenden Frühlingsgarten – einst Werbebild fürsorglicher Idylle – geht es heute um Patronen, Panzer und ein Weltbild im Dauerfeuer zwischen den Fronten. „Gemeinsam vorsorgen für ein lebenswertes Morgen“, heißt es auf ihren Bannern (1) – doch die Realität malt ein anderes Bild. Was die Allianz am 1. April dieses Jahres verkündete, hatte eher den Beigeschmack eines (schlechten) Aprilscherzes: Allianz Global Investors, die hauseigene Vermögensverwaltung des Stuttgarter Versicherungsgiganten, lockerte aufgrund der „geopolitischen Ereignisse der letzten Jahre“ ihre ESG-Kriterien (2). Ab sofort sind auch Investitionen in Rüstungswerte erlaubt – von militärischer Ausrüstung bis hin zu Dienstleistungen. Und das „Beste“ kommt noch: Bald könnten sogar Geschäfte mit Atomwaffen auf der Liste stehen (3).
Allianz Global Investors zeigt dieser Tage also sein wahres Gesicht – ein Chamäleon im feinen Zwirn, das einst als edler Menschenfreund und grüner Weltretter unseres blauen Planeten gefeiert wurde. Auf ihrer Webseite bekennt sich die Allianz zwar vollmundig zu den 17 Nachhaltigkeitszielen der UN – darunter „Gesundheit & Wohlergehen“, „Frieden, Gerechtigkeit & starke Institutionen“ sowie „hochwertige Bildung“ (4). Doch ausgerechnet Letzteres scheint ihr weit weniger wert zu sein als das stille Abnicken blutiger Geschäfte im Osten Europas.
Der Denkfehler: Rüstungswerte als nachhaltiger zu betrachten als Finanzbildung
Bisher gab es viele Parallelen zwischen der Allianz und mir: Seit 2001 setze ich mich intensiv dafür ein, die Finanz- und Versicherungsbranche zu verbessern und gerechter zu machen. Und zwar an genau dem Ort, wo ich meiner Meinung nach den größten Unterschied machen kann. In der als „schlimmste Straße Deutschlands“ bekannten Gegend arbeite ich gemeinsam mit dem großartigen Team von #E09 an nachhaltigen Finanzlösungen und setze mich mit dem #Geldlehrer e.V. dafür ein, benachteiligten Jugendlichen – mit und ohne Migrationshintergrund – #Finanzwissen zu vermitteln. Die Allianz predigte lange Zeit ebenfalls Werte wie Vertrauen und soziale Verantwortung – Prinzipien, die auch mir am Herzen liegen. Doch als der Fokus zunehmend auf kurzfristige Gewinne und fragwürdige Geschäfte wanderte, verlor sich die Parallele zwischen ihren Zielen und meinen.
Ich halte das für mehr als fragwürdig – es ist schlichtweg düster. Darum frage ich ganz direkt: „Herr Pross (5) und Frau Zurkow (6), glauben Sie wirklich, dass Krieg die Welt von morgen besser, lebenswerter und erfüllender machen wird?“ Krieg hinterlässt nur Leid, Zerstörung und Hass. Bildung hingegen öffnet Türen zu neuen Perspektiven, stärkt Eigenverantwortung und fördert Empathie – die wahren Bausteine für eine bessere Zukunft. Warum handeln SIE dann so? Ist es nur die Gier nach kurzfristigem Profit? Oder steckt dahinter am Ende nichts als Angst – vor Veränderung, vor Kontrollverlust oder fürchten Sie gar den Niedergang der Menschlichkeit?
Statt Milliarden in Rüstung zu stecken, könnte die Allianz in #Finanzbildung investieren – und damit Menschen wirklich stärken. Denn wer versteht, wie Wirtschaft, Geld und Machtstrukturen funktionieren, wird selbstbestimmter, denkt kritischer und lässt sich weniger leicht von populistischen oder totalitären Strömungen verführen. Finanzbildung schafft Mündigkeit – und damit den besten Schutz für Demokratie, Frieden und eine gerechtere Gesellschaft. So ließe sich auch unser aktuelles Problem nachhaltiger lösen: nicht mit Gewalt also, sondern mit Verstand!
Es ist ein moralisches Armutszeugnis, wenn Milliarden in Munition fließen, aber für Aufklärung, Empathie und Bildung kaum Geld da ist
Es ist nicht bloß Enttäuschung – es ist Entsetzen. Nicht nur über das, was die Allianz heute verantwortet. Sondern vor allem darüber, wie tief der Glaube an Waffen und Aufrüstung schon vor dem Krieg in den Köpfen von Politik und Wirtschaft verankert war:
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Deutschland gehörte zwischen 2020 und 2024 zu den fünf größten Waffenexporteuren der Welt (7)
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fast zwei Drittel aller deutschen Rüstungsexporte gingen im vergangenen Jahr in ein aktives Kriegsgebiet (Ukraine) (8)
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mit 71 Milliarden Euro investierte Deutschland so viel in Rüstung wie nie zuvor (eine Verdopplung innerhalb von zehn Jahren!) (9)
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im gleichen Zeitraum wurde der Bildungsetat von 2023 auf 2024 nur um 7,5 Prozent erhöht (und soll bis 2026 sogar wieder sinken) (10)(11)
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Deutschland investiert heute also mehr als dreimal so viel in Waffen wie in Bildung
Wie konnte es so weit kommen? Eine Gesellschaft, die mehr in Krieg investiert als in Wissen, legt nicht die Basis für Sicherheit, Wohlstand und #Chancengleichheit – sondern für das nächste Unglück. VW spricht beispielsweise bereits vage von einem „größeren Lösungsraum“ für die aktuelle Absatzkrise (12) – denkt man dort etwa schon laut über den Bau von Militärfahrzeugen nach? Werden nun weitere deutsche Konzerne aufspringen auf diesen Zug ins Verderben – in eine Zukunft, die mehr mit Marschbefehl als mit Menschlichkeit zu tun hat?
Es geht auch anders
Während große Konzerne wie die Allianz ihre Nachhaltigkeitsstandards lockern und selbst Rüstungsunternehmen in „grüne“ Strategien einbauen, beweisen andere: Es geht auch mit Rückgrat. Kirchenbanken, die GLS Bank, die Steyler Ethik Bank und spezialisierte Nachhaltigkeitsfonds setzen bewusst auf strenge Ausschlusskriterien – Rüstung bleibt bei ihnen klar auf einen marginalen Anteil begrenzt. Sie investieren lieber gezielt in Projekte mit echtem sozialem und ökologischem Mehrwert. Unterstützt von Initiativen wie dem Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG), der sich für mehr Transparenz, Qualität und Glaubwürdigkeit im Bereich nachhaltiger Geldanlagen einsetzt, stehen sie für eine Geldanlage mit Haltung, Prinzipien und echtem Impact. Wer wirklich nachhaltig investieren will, hat heute also mehr denn je die Wahl.
„Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin“
Dieser berühmte Satz ist mehr als nur eine pazifistische Utopie. Er ist ein Auftrag. An uns. An dich. An mich. Wir brauchen keine Fonds für Waffen – wir brauchen Köpfe, die verstehen. Herzen, die fühlen. Und Hände, die handeln. Und Bildung ist dazu der Schlüssel. Für jetzt und für jede Zukunft, die diesen Namen verdient. Wäre es nicht genau jetzt der Moment, wo wir sagen: Nicht mit uns, nicht mit unserem Geld und nicht in unserem Namen? Wenn wir uns weigern, unser Geld in Gewalt zu stecken – und es stattdessen lieber in Chancen, Bildung und Zukunft investieren?
An alle Entscheider in Politik, Finanzwelt und Investment: Hört auf, in Zerstörung zu investieren und fangt an, an Menschen zu glauben! Nur wenn wir Köpfe statt Kanonen fördern, hat unsere Welt eine Zukunft. Nur so bleibt dieser Planet ein Ort für Hoffnung, Menschlichkeit und neues Leben. Wir alle haben das verdient! Falls dich das alles zum Nachdenken gebracht hat und du wissen möchtest, wie mein ganz persönlicher Beitrag zu einer gerechteren, friedlicheren und lebenswerteren Welt aussieht, dann lade ich dich herzlich zu unserem #9€-Geldgespräch ein – einem Raum für echte Lösungen und neue Perspektiven. Und wenn du uns unterstützen möchtest: Jeder Beitrag zählt. Ob 1€ oder 1.000.009€ – jede Spende fließt direkt in unsere Arbeit für mehr #Finanzbildung #Chancengleichheit #Menschlichkeit #Vielfalt und #Dankbarkeit!
Spende hier:https://www.gofundme.com/f/geldlehrer
Vielen Dank!
Mit positiven Grüßen
Thomas Krosse
Integraler Finanzplaner & Geldlehrer im Ehrenamt
Diplom-Kaufmann und Diplom-Ökonom
Quellenangaben:
(1) https://www.allianz.de/vorsorge/lebensversicherung/nachhaltige-kapitalanlagen/, Stand: 19.04.2025, 13:40 Uhr
(2) https://www.fondsprofessionell.de/news/produkte/headline/allianz-gi-oeffnet-esg-fonds-fuer-ruestungs-aktien-240585/, Stand: 19.04.2025, 13:47 Uhr
(3) https://www.handelsblatt.com/finanzen/anlagestrategie/fonds-etf/vermoegensverwalter-allianz-global-investors-oeffnet-esg-fonds-fuer-ruestungsaktien-01/100118060.html, Stand: 19.04.2025, 13:54 Uhr
(4) https://www.allianz.de/vorsorge/lebensversicherung/nachhaltige-kapitalanlagen/, Stand: 19.04.2025, 14:03 Uhr
(5) Tobias C. Pross (CEO, Allianz Global Investors), https://de.wikipedia.org/wiki/Allianz_Global_Investors, Stand: 19.04.2025, 14:25 Uhr
(6) Deborah Zurkow (Global Head of Investments, Allianz Global Investors), Ebenda.
(7) https://www.wiwo.de/politik/europa/sipri-bericht-deutschland-auf-platz-5-wie-sich-der-waffenhandel-veraendert-hat/30247716.html, Stand: 20.04.2025, 12:53 Uhr
(8) https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Pressemitteilungen/2024/12/20241218-vorlaeufige-ruestungsexportzahlen-2024-ruestungsexportbericht-2023.html, Stand: 20.04.2025, 12:55 Uhr
(9) https://de.statista.com/infografik/30764/entwicklung-des-verteidigungshaushalts-von-deutschland/, Stand: 20.04.2025, 13:02 Uhr
(10) https://www.forschung-und-lehre.de/politik/einsparungen-beim-bmbf-ab-2026-6537, Stand: 20.04.2025, 13:07 Uhr
(11) https://de.statista.com/infografik/14562/bundeshaushalt-deutschland/, Stand: 20.04.2025, 13:08 Uhr
(12) https://www.zdf.de/nachrichten/wirtschaft/unternehmen/volkswagen-vw-ruestung-blume-militaer-fabriken-100.html, Stand: 20.04.2025, 13:39 Uhr
Ergänzender Hinweis für Berater'innen.
Quelle: versicherungstip 18/2025 vom 29.04.25
Zäsur des Nachhaltigkeitsbegriffes beeinflusst Haftungsgefahr: Das Credo des gemeinsamen
Positionspapiers von acht Kirchen- bzw. Ethik-Banken aus dem Genossenschaftlichen Sektor, das auch
vom Forum Nachhaltige Geldanlage (FNG) unterzeichnet wurde, lautet: „Rüstung ist notwendig, aber nicht ethisch-nachhaltig“. Neben der GLS Bank gehören u. a. die Bank im Bistum Essen, die Bank für Kirche und Caritas, die Evangelische Bank und die PAX Bank dazu. Hintergrund ist, dass Ende letzten Jahres die Deut- sche Kreditwirtschaft die Auflagen und damit den Branchenstandard für die Aufnahme von Waffen- und Rüstungskonzernen in nachhaltige Geldanlagen im Rahmen des ESG-Zielmarktkonzeptes gelockert haben. Seither können Banken, Fonds und Assetmanager auch Unternehmen in nachhaltige Finanzprodukte platzieren, deren Kerngeschäft Rüstung und Waffenproduktion ist. Zuvor war dies nur bei Unternehmen möglich, die nicht mehr als 10 % ihres Umsatzes damit erzielten. Nach der europäischen Deklaration von Gas- und Atomenergie als nachhaltige Geschäftsbereiche folgt damit auf nationaler Ebene eine weitere Zäsur des Nachhaltigkeitsbegriffes im Finanzsektor. Die Unterzeichner sehen es nicht als Aufgabe nachhaltiger Finanzanbieter an, die Finanzierung deutscher Waffenproduktion und deren Exporte sicherzustellen. „Investitionen in Rüstung scheinen in Anbetracht der aktuellen geopolitischen Situation notwendig. Eine Notwendigkeit begründet aber keine Nachhaltigkeit“, lautet das Fazit des Positionspapiers.
‚vt‘-Fazit: Auf europäischer Ebene sollte ursprünglich dieEU-Taxonomie innerhalb komplexer Finanzangebote Transparenz schaffen. Vermittler und Anleger sollten nachhaltige Fonds, Anleihen oder Zertifikate einfach erkennen können. Das konnten viele mit der Aufnahme von Gas- und Atomenergie bereits nicht mehr nach- vollziehen und können dies mit der nationalen Erweiterung um den Rüstungssektor als Nachhaltigkeit wohl noch viel weniger. Die ESG-konforme Beratung wird immer mehr zum Minenfeld für die Berater.