Sinn und Zweck einer Finanzplanung / integrale Finanzplanung
Finanzplanung ist nie Selbstzweck, sondern Grundlage für neutrale und objektive Finanzberatung. Insbesondere ist Finanzplanung immer „Lebensfinanzplanung“, bzw. die Erstellung eines finanziellen Leitbildes: Wie wollen wir heute leben? Wie lange wollen wir arbeiten? Was wollen wir uns im Ruhestand leisten können? Welche Risiken sind zu beachten? Ist eine Immobilie für mich sinnvoll oder doch lieber ein flexible Geldanlage? Ich werde erben und nun? Am Ende des Monats ist wenig Geld übrig, aber noch zu viel vom Monat.
Finanzplanung beantwortet die Frage, ob diese Wünsche realistisch und machbar sind oder ob man sich im Kopf ein „Wolkenkuckucksheim“ gebaut hat.
These: „Planung bringt nichts. Was heute geplant wird, ist morgen bereits veraltet.“
Es stimmt, dass eine Finanzplanung eine Momentaufnahme ist und die Hochrechnung in die Zukunft auf Basis der heute sinnvoll angenommenen Parameter erfolgt. Der Status heute wird sehr genau dargestellt, aber je weiter ein Zeitpunkt in der Zukunft liegt, desto unsicherer kann die Prognose für die Zukunft sein. Dies ist aber kein Argument gegen Finanzplanung: Vielmehr kann man daraus ableiten, dass die Planung regelmäßig kontrolliert und aktualisiert werden sollte.
Wenn man eine lange Bergwanderung unternimmt, reicht es ja auch nicht, beim Losgehen einmal auf die Wanderkarte zu schauen. Sogar erfahrene Bergwanderer schauen immer wieder auf die Karte und auf das Wetter. Ansonsten besteht die Gefahr, dass man sich verläuft und es nicht merkt. Das ursprüngliche Ziel ist dann nur noch schwer oder vielleicht gar nicht mehr erreichbar.
Eine Finanzplanung sollte im Idealfall jährlich aktualisiert werden. (Aus der Erfahrung reicht dies in der Regel) Fehlentwicklungen und Risiken können dadurch rechtzeitig erkannt und Maßnahmen ergriffen werden, damit die „Lebensziele“ auch weiterhin erreicht werden können.
Ohne Finanzplanung weiß man über die unmittelbare und fernere Zukunft im Grunde nichts. Mit einer vernünftigen Finanzplanung weiß man, dass das finanzielle Leitbild mit realistischen Annahmen gelingen kann. Und mit regelmäßiger Aktualisierung der Finanzplanung hat man beste Chancen, dass man später den Ruhestand genießen kann und von finanziellen Sorgen verschont bleibt.
Ratschlag: „Wie vorsichtige Kaufleute planen“.
Natürlich verändert sich die Welt und viele Dinge entwickeln sich nicht so, wie man sich das wünschen würde. Die Leistung aus der Lebensversicherung bleibt vielleicht hinter den Erwartungen zurück, eine Geldanlage entwickelt sich negativ oder die verdiente Gehaltserhöhung ist ausgefallen.
Eine Finanzplanung sollte daher konservativ erstellt werden. Wenn man in jeder Position optimistische Annahmen trifft, ist es praktisch sicher, dass einige dieser Positionen schlechter verlaufen als geplant. Finanzplanung braucht daher vorsichtige, konservative Grundannahmen, damit die schlechter verlaufenden Positionen über in die Planung eingebaute Puffer ausgeglichen werden können.
Geschieht dies nicht, wird eine jährlich stattfindende Aktualisierung der Finanzplanung zu einer frustrierenden Veranstaltung, in der regelmäßig festgestellt wird, dass wieder einmal Abstriche für die Zukunft gemacht werden müssen.
Der vorsichtige Kaufmann rechnet sich nicht reicher, als er ist, sondern eher ärmer. Einnahmen werden unterschätzt und Ausgaben überschätzt. Dieses Prinzip des vorsichtigen Kaufmanns sollte auch in der Finanzplanung angewendet werden, damit der Finanzplan auch bei Schwankungen an den Finanzmärkten oder im Beruf robust bleibt.
These: „Finanzplanung brauche ist nicht. Ich kenne meine Finanzen“.
Leider sieht die Realität anders aus.
Es gibt kaum jemanden, der auf Anhieb weiß, wie viel an Vermögen und Verbindlichkeiten er hat, geschweige denn, mit welchen Einnahmen er im Alter zu rechnen hat oder wie lange das Vermögen reichen wird.
Ein wichtiger Effekt von Finanzplanung ist, dass Ordnung in die Finanzen gebracht wird. Unwichtiges muss von Wichtigem getrennt und aussortiert werden
(Prioritäten setzen). Der Finanzplaner kann hierbei mithelfen oder diesen Part für den Kunden ganz übernehmen.
Ordnung in den Finanzen spart effektiv Zeit: Zeit bei der Ablage, Zeit beim Suchen von Unterlagen, Zeit bei der Steuererklärung und Zeit, wenn Unterlagen benötigt werden.
Darüber hinaus schont Ordnung und Überblick bei den Finanzen die Nerven, weil Sorgen oft durch Unwissen und Ungewissheit verursacht werden. Finanzplanung liefert Gewissheit, Transparenz und Sicherheit über den eigenen finanziellen Stand und darüber hinaus einen
realistischen Ausblick in die zukünftige Entwicklung.
These: „Finanzplanung ist zu teuer“.
Die Erstellung eines Finanzplans erfordert Fachkunde und Sorgfalt. Ein Finanzplan bedeutet immer einen gewissen Aufwand und ist daher auch immer mit Kosten verbunden. Praktische Beispiele zeigen, dass es sich am Ende um eine Investition in sich handelt, die langfristig zeitlich und finanziell einen sehr großen Nutzen bringt.
Gegenthese: „Finanzplanung rechnet sich“.
Den Kosten einer Finanzplanung stehen greifbare finanzielle Vorteile gegenüber: Wer Kredite von der Bank benötigt, erhält bessere Konditionen, wenn sich das Kreditrisiko aus Bankensicht positiv darstellt. Mit Hilfe einer Finanzplanung wird „nebenbei“ geprüft und analysiert, dass die Kredite sicher getilgt werden können. Ein um ein Zehntel besserer Zins macht, über die gesamte Laufzeit gesehen, leicht einen Vorteil von einem Prozent des Kreditbetrags aus. Die Kosten für den Finanzplan haben sich oft allein damit amortisiert.
Schussbemerkung:
Finanzberatung, die über eine reine Produktvermittlung hinausgeht, ist immer individuell. Jede Kunde / Mandant ist im Detail einzigartig und erfordert eine integrale = umfassende Betrachtung, Analyse und Planung. Finanzplanung ist „die“ Methode, mit der eine objektive und an Dir/Ihnen ausgerichtete unabhängige Beratung gelebt wird.
Quelle: Volker Weg
Autor: Dipl.-Math. Volker Weg ist Geschäftsführer der
XPS-Finanzsoftware GmbH. Ausbildung zum Aktuar (DAV) und Versicherungsmathematischen Sachverständigen für Altersvorsorge (IVS)